Stimmt es, dass Photovoltaik sich nicht lohnt? (2024)

Fast jeder, der sich mit dem Thema Photovoltaik (PV) beschäftigt, ist schon einmal auf die Aussage gestoßen: Photovoltaik lohnt sich nicht in Deutschland. Es ist das vermutlich weitverbreitetste Argument gegen die Installation einer PV-Anlage und schreckt viele ab. Aber stimmt das überhaupt?

Die Antwort lautet: Nein. Schon allein im Sinne der Nachhaltigkeit lohnt sich die Installation einer Photovoltaik-Anlage immer, denn die Sonne kann uns mit nahezu unerschöpflicher Energie versorgen, ohne dabei dem Klima zu schaden. Jede mit einer Photovoltaik-Anlage produzierte Kilowattstunde Strom schont also die Umwelt.

Vielen Hauseigentümern geht es jedoch nicht nur um die Umwelt, sondern auch um ihr Portemonnaie. Aber auch wirtschaftlich gesehen ist die Aussage falsch, dass sich Photovoltaik nicht lohnt. Allerdings müssen einige Bedingungen erfüllt sein, damit sich Photovoltaik für Hauseigentümer auch finanziell lohnt. Welche, das erklären wir euch hier.

Auch interessant: Wie funktioniert Photovoltaik? 5 Fragen und Antworten zu PV-Anlagen

Davon hängt es ab, ob sich eine Photovoltaik-Anlage lohnt

Ob sich eine Photovoltaik-Anlage wirtschaftlich lohnt, hängt vor allem von folgenden Bedingungen ab:

  • Größe der Anlage
  • Preis der Anlage
  • Stromertrag der Anlage
  • Höhe des Eigenverbrauchs an Solarstrom
  • Höhe der Einspeisevergütung
  • Entwick­lung der Strom­preise

Generell gilt: Je größer die Anlage, desto niedriger ist der Preis, den ihr pro Kilowatt-Peak (kWp) Leistung bezahlen müsst.

Große Anlagen amortisieren sich aber nicht automatisch schneller als kleine. Es kommt hier (wie oben aufgelistet) auf ein sehr komplexes Zusammenspiel von Investitionskosten, Ertrag, Eigenverbrauch und Einspeisung an.

Stromertrag ist sehr unterschiedlich

Der Stromertrag einer PV-Anlage wird durch diverse Faktoren bestimmt. Einige davon könnt ihr nicht beeinflussen:

  • Wetter
  • Luftqualität
  • Jahres- und Tageszeiten
  • Globalstrahlung

Es gibt jedoch auch zahlreiche Faktoren, die ihr steuern könnt. Dazu gehören:

  • Ausrichtung
  • Neigungswinkel
  • Verschattung
  • Modulleistung und Wirkungsgrad der Anlage

Durch geschickte Planung könnt ihr euren Stromertrag also deutlich erhöhen.

Über den Daumen gepeilt könnt ihr davon ausgehen, dass pro 1 Kilowatt-Peak (kWp) jährlich 1.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Wenn ihr es genauer wissen wollt, könnt ihr für euren individuellen Standort und eure geplante Anlage den Ertrag online berechnen.

Eigenverbrauch ist steuerbar

Wie viel von eurem selbst produzierten Strom ihr im eigenen Haus nutzen könnt, hängt davon ab, wann und wie viel Strom ihr für die Anwendungen im Haus verbraucht. Wenn ihr viel Strom zu den Zeiten verbraucht, zu denen die Anlage ihn liefert, fällt euer Eigenverbrauch zwangsläufig höher aus als wenn ihr insgesamt nur wenig und außerdem vor allem bei Dunkelheit Strom verbraucht.

Ein E-Auto, das ihr tagsüber ladet, und Haushaltsgeräte, die ihr zeitlich steuern könnt, wirken sich also günstig auf den Eigenverbrauch aus. Die elektrisch betriebene Pumpe der Heizung hingegen werdet ihr nie vollständig mit der PV-Anlage versorgen können.

Einen Teil des zeitlichen Versatzes zwischen Stromerzeugung und -nutzung könnt ihr durch einen Batteriespeicher überbrücken und damit den Eigenverbrauch erhöhen. Ohne Speicher lassen sich meist nicht mehr als 30 Prozent des erzeugten Stroms selbst nutzen, so die Einschätzung der Verbraucherzentrale.

Tipp: Bei der Ermitt­lung eures Eigen­verbrauchanteils mit und ohne Batteriespeicher hilft der Solarrechner der Verbraucherzentrale Nord­rhein-West­falen.

Einspeisevergütung und Solarstromkosten

Die Einspeisevergütung ist im "Erneuerbare-Energien-Gesetz" (EEG) geregelt. Sie hängt vom Zeitpunkt der Inbetriebnahme ab und gilt dann für 20 Jahre. Mit der Neufassung des EEG im Juli 2022 wurden die Vergütungssätze erhöht. Außerdem gibt es seither zwei Tarife – einen für Volleinspeiser und einen für Teileinspeiser.

Anlagen, die auch zur Eigenversorgung genutzt werden und nicht mehr als 10 kWp produzieren, bekommen 8,2 Cent pro kWh. Handelt es sich um eine größere Anlage (bis 40 kWp), liegt die Vergütung bei 7,1 Cent pro kWh.

Noch höher ist die Einspeisevergütung für Eigentümer, die die gesamte Stromproduktion ins Netz leiten und keinen Eigenverbrauch haben. Für diese Solaranlagen erhält der Betreiber bis 10 kWp 13,0 Cent pro kWh und bis 40 kWp 10,9 Cent.

Mit einem Rechner der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie könnt ihr die Stromgestehungskosten für eure PV-Anlage ermitteln. Ihr werdet feststellen: Die Einspeisevergütung liegt darunter. Aber: Anders als die Stromkosten aus dem öffentlichen Netz werden sich eure Stromherstellungskosten auf jeden Fall nicht erhöhen.

Außerdem müsst ihr in die Rechnung auch einbeziehen, wieviel Geld ihr spart, weil ihr weniger Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen müsst. Je stärker die Strompreise steigen, desto größer ist eure Ersparnis durch die Solaranlage. Und zuletzt sind die Strompreise sehr stark gestiegen. Inzwischen zahlt ihr rund 48 Cent pro Kilowattstunde (Stand: Februar 2023, Quelle: Strompreisanalyse des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.).

Wann lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage und wann nicht?

Die Bundesregierung hat in den vergangenen Monaten einiges dafür getan, PV-Anlagen auf privaten Dächern auch wirtschaftlich attraktiver zu machen. Die Neugestaltung der Einspeisevergütung ist dabei nur ein Baustein.

Auch in puncto Steuer gab es wesentliche Verbesserungen: Rückwirkend zum 1. Januar 2022 sind die Erträge aus kleinen PV-Anlagen (bis 30 kWp) nicht mehr einkommensteuerpflichtig. Und seit 1. Januar 2023 gilt für private PV-Anlagen ein Umsatzsteuersatz von 0 Prozent. Ihr spart also 19 Prozent Mehrwertsteuer.

Anlagen, die seit Beginn des Jahres 2023 in Betrieb genommen werden, müssen sich nicht mehr an die Vorgabe halten, dass nur 70 Prozent der Nennleistung einer PV-Anlage ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden dürfen. Somit können nun auch kleinere Anlagen als Volleinspeisungsanlagen betrieben werden, die von den für sie geltenden höheren Einspeisevergütungen profitieren.

Auch Eigenversorgungsanlagen können laut Stiftung Warentest eine Rendite von drei bis vier Prozent abwerfen. Diese ist je höher, desto größer die Anlage ist und je mehr Strom man selbst verbraucht. Wer ein geeignetes Dach hat (und genug Geld für die höhere Anfangsinvestition), für den lohnt sich daher eine größere Anlage. Mehr Infos zur richtigen Größe einer PV-Anlage hier.

Den Anteil des selbst verbrauchten Stroms mit einem Batteriespeicher zu erhöhen, lohnt sich indes nur selten. Das funktioniert nur, wenn ihr weniger als 800 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität bezahlt und der Speicher 20 Jahre lang funktioniert. Halten die Speicher, wie garantiert, nur zehn Jahre, rechnen sie sich nicht. Ein Batteriespeicher kann sich aber lohnen, wenn ihr dafür Zuschüsse bekommt. Einige Kommunen und Bundes­länder wie Bayern bieten solche Zuschüsse an.

Bis eine PV-Anlage ihre Kosten wieder eingespielt hat, dauert es nach den Berechnungen von Finanztip zwischen zwölf und 18 Jahre. Man geht von einer Lebensdauer von mindestens 20 Jahren aus. Viele Anlagen werden aber länger halten und noch länger Überschüsse erwirtschaften.

Wichtig ist, dass ihr auf den Preis pro Kilowatt Anlagen­leistung achtet. Ist dieser zu hoch, kann sich die Photovoltaik-Anlage nicht lohnen. Das ist meist der Fall, wenn ihr mehr als 1.800 Euro pro kWp zahlt.

Gut zu wissen: In immer mehr Bundesländern gibt es eine Solarpflicht für Neubauten oder im Falle von umfangreichen Dachsanierungen, auch bundesweit könnte sie in absehbarer Zeit kommen.

Wenn ihr euch eine Photovoltaik-Anlage anschaffen wollt, solltet ihr euch unbedingt im Vorfeld über mögliche Kredite informieren.

Quellen: Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland, Video Finanztip, Stiftung Warentest, Verbraucherzentrale, Strompreisanalyse des BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.

Stimmt es, dass Photovoltaik sich nicht lohnt? (2024)

FAQs

Stimmt es, dass Photovoltaik sich nicht lohnt? ›

Wann lohnt sich eine Photovoltaikanlage nicht? Photovoltaik lohnt sich nicht, wenn der Preis pro kWp bei über 1.800 € liegt. Die Stromerzeugungskosten sind in diesem Fall zu hoch und beeinträchtigen die Rentabilität der PV-Anlage.

Wann lohnt sich eine PV-Anlage nicht? ›

Eine PV-Anlage lohnt sich nicht, wenn Du kein wirtschaftliches Angebot findest. Das bedeutet: Der Preis pro kWp (Kilowatt-Peak) Leistung ist so hoch, dass sich die Anlage durch die Einsparungen nicht innerhalb von 20 Jahren von selbst refinanziert.

Sollte man jetzt in Photovoltaik investieren? ›

Die Anschaffung einer PV-Anlage bedeutet stets eine große Investition, vergleichbar mit der Anschaffung eines Autos. Verständlich, dass Hausbesitzer oder Gewerbetreibende vorab wissen möchten, ob sich diese Investition lohnt. Im Hinblick auf die Klimabilanz ist die Frage stets mit einem klaren „ja“ zu beantworten.

Hat Photovoltaik eine Zukunft? ›

Die Zukunft der Photovoltaik ist rosig. Die Kosten für Solarmodule werden weiter sinken, die Leistung wird weiter steigen, und neue Flächen werden erschlossen. All diese Entwicklungen werden dazu führen, dass Photovoltaik nicht nur zum effizientesten, sondern auch zum günstigsten Energieträger wird.

Wann lohnt sich eine Photovoltaik? ›

Energetisch lohnt sich in Deutschland eine Photovoltaikanlage bereits nach einem Jahr. Dann hat die Anlage so viel Energie produziert, wie für die Herstellung aufgewendet werden musste. Solarmodule haben außerdem eine sehr lange Lebensdauer, 30 bis 40 Jahre halten sie.

Was kostet eine 10 KW PV-Anlage mit Speicher? ›

10.099,00 € exkl. MwSt.

Was ist besser Solar oder Photovoltaik? ›

Die Sonnenkollektoren der Solarthermie bieten mit einem Wirkungsgrad von 80% eine deutlich bessere Effizienz, denn der Wirkungsgrad der Photovoltaikmodule beträgt nur 14 bis 22% beträgt.

Wie lange hält eine PV-Anlage? ›

Grundsätzlich lässt sich schon einmal festhalten: Die Lebensdauer von Photovoltaikanlagen liegt bei 25 bis 30 Jahren. Häufig leisten PV-Anlage auch darüber hinaus noch wertvolle Solar-Dienste. Qualitative Module können sogar 40 Jahre lang grüne Energie vom Dach schicken.

Wie viel kWp macht Sinn? ›

Eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von über 10 kWp ist sinnvoll, wenn dein Haushalt einen jährlichen Stromverbrauch von mehr als 5.000 kWh hat. Darüber hinaus generiert eine PV-Anlage über 10 kWp über 25 Betriebsjahre mehr Gewinn als eine Anlage unter 10 kWp. Eine 10 kWp PV-Anlage erzeugt 29 kWh Strom pro Tag.

Wie lange hält ein 5 KW Speicher? ›

Ein 5 kWh PV-Speicher hat eine durchschnittliche Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren. Die genaue Dauer hängt von der Nutzungshäufigkeit und der Qualität des Speichers ab. Regelmäßige Wartungen und ein sachgemäßer Umgang verlängern die Lebenszeit des Speichers.

Werden PV Anlagen in den nächsten Jahren günstiger? ›

Photovoltaikanlagen werden in den nächsten Jahren weiterhin günstiger werden. Dies ist auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, darunter die Verbesserung der Technologie, die Skalierung der Produktion und die zunehmende Konkurrenz.

Was sind die Nachteile von Solaranlagen? ›

Nachteile von Solarenergie
  1. Hohe Investition erforderlich. ...
  2. Wetterabhängige Stromerzeugung. ...
  3. Saisonale Schwankungen. ...
  4. Viel Installationsfläche notwendig. ...
  5. Begrenzte Speichermöglichkeiten. ...
  6. Bürokratischer Aufwand. ...
  7. Solarzellen sind (noch) nicht recyclebar.
Feb 16, 2024

Wie viel Leistung verliert eine PV Anlage? ›

Von der PID unabhängig und derzeit nicht zu verhindern ist die zeitabhängige Degradation, die dazu führt, dass Solarmodule mit zunehmendem Alter weniger Leistung erbringen. Für kristalline Solarmodule ist ein Leistungsverlust von 10–15 % über einen Zeitraum von etwa 20–25 Jahren normal.

Wie schnell amortisiert sich eine Photovoltaikanlage? ›

Übliche Photovoltaikanlagen auf dem Einfamilienhaus haben eine Größe von 8 bis 15 kWp und amortisieren sich nach etwa 9 bis 11 Jahren. Entscheiden Sie sich für einen Stromspeicher, steigt der Amortisationszeitraum auf 10-15 Jahre. Dafür sparen Sie nach der Amortisation aber auch mehr Stromkosten.

Welche Vor und Nachteile hat die Photovoltaik? ›

Solarenergie – Was ist das überhaupt?
VorteileNachteile
saubere und emissionsfreie EnergiegewinnungStrommenge ist abhängig von Wetter und Jahreszeit
kostenlose Stromerzeugungteuer in der Anschaffung (gilt nicht bei Miete)
senkt dauerhaft die Stromrechnungzusätzlicher bürokratischer Aufwand
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Wie viel Photovoltaik braucht man für ein Einfamilienhaus? ›

Bei der Planung einer Photovoltaik-Anlage für einen 2-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus ist die Leistung ein wichtiger Faktor, der berücksichtigt werden muss. In der Regel liegt der durchschnittliche Verbrauch eines 2-Personen-Haushalts bei etwa 3.500 bis 4.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr.

Was kostet eine 5 kWp PV-Anlage mit Speicher? ›

7.729,00 € exkl. MwSt.

Wie groß PV-Anlage bei 3000 kWh? ›

Wie viel PV für 3.000 kWh? Bei einem Stromverbrauch von 3.000 kWh im Jahr brauchen Sie eine PV-Anlage mit 5 kWp Leistung. Wie viel PV mit Wärmepumpe? Ein Einfamilienhaus mit Wärmepumpe benötigt eine PV-Anlage mit rund 8 bis 9 kWp Leistung.

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Author: Gov. Deandrea McKenzie

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