Photovoltaik: Lohnt sich das noch? (2024)

Im Juli 2022 trat die EEG-Novelle 2023 bereits teilweise in Kraft: Die Vergütungssätze wurden angehoben und die Degression wurde ausgesetzt. Am 01. Februar 2024 setzte die nun halbjährliche statt wie vormals monatliche Degression wieder ein. Bis zur Inbetriebnahme 31. Juli 2024 gelten nun folgende Vergütungssätze:

Ausrichtung, Neigung, Verschattung: Anforderungen an das Dach

Photovoltaik: Lohnt sich das noch? (1)

Einen großen Einfluss auf den Ertrag haben auch die örtlichen Bedingungen. So gewinnt eine Photovoltaik-Anlage bei Südausrichtung und einem Neigungswinkel von 30 bis 40 Grad am meisten Strom. Zeigen die Module nach Osten oder Westen, müssen Hausbesitzer bereits mit Einbußen von 15 bis 20 Prozent rechnen. Bei Nordausrichtung erreichen die Module nur noch etwa 65 Prozent der maximal möglichen Leistung. Weicht auch die Dachneigung vom empfohlenen Wert ab, wirkt sich das ähnlich auf den Photovoltaik-Ertrag aus.

Aber: Auch wenn Ausrichtung und Neigung optimal sind, kann der Ertrag niedriger ausfallen als erwartet. Und zwar immer dann, wenn Bäume, Häuser oder Berge ihre Schatten über die Dachflächen werfen.

Individuelle Auslegung der Photovoltaik für den eigenen Bedarf

Die vorangegangenen Abschnitte zeigen: Ohne Kenntnis der Situation vor Ort sind Aussagen über die Erträge oder die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage nicht möglich. Aus diesem Grund empfehlen wir allen, die eine Photovoltaik-Anlage kaufen möchten, eine individuelle Beratung und Planung vor Ort. Das bietet Sicherheit und schützt Hausbesitzer vor bösen Überraschungen: etwa niedrigen Erträgen und ausbleibenden Einsparungen.

Mit hohem Eigenverbrauch lohnt sich Photovoltaik

Der Strom einer Photovoltaikanlage ohne Speicher kann unter günstigen Voraussetzungen etwa 20 bis 30 Prozent des eigenen Strombedarfs decken, die sogenannte Grundlast. Grund für den geringen Wert sind zwei Punkte:

  • der schwankende Jahresverlauf des Ertrages einer Photovoltaik-Anlage
  • die zeitlichen Unterschiede zwischen solarem Angebot und Strombedarf im Haus, der Strom kann nur direkt verbraucht werden, wenn er produziert wird

Während die Sonne an langen Sommertagen viel Energie liefert, benötigen wir Strom unter der Woche vor allem morgens und abends. Also immer dann, wenn die Sonne keine oder weniger Energie liefert. Auch wenn sich der Eigenverbrauch mit intelligenten oder optimal gesteuerten Haushaltsgeräten steigern lässt: Ohne Stromspeicher ist der Nutzen hier begrenzt und viel Solarstrom fließt in das öffentliche Netz. Die Vergütungssätze für die Einspeisung sind dabei deutlich geringer als die Einsparungen, die Hausbesitzer durch selbst genutzten Strom erwirtschaften könnten.

Übrigens: Hausverwalter oder Vermieter können den Strom vom Dach auch an ihre Mieter verkaufen. Sogenannte Mieterstrommodelle erweitern bisherige Geschäftsmodelle und binden Mieter an die Wohnung. Denn sie verbrauchen umweltfreundlichen, günstigen und selbst erzeugten Strom. Mieterstrom ist besonders günstig, weil er nicht durch das öffentliche Stromnetz geleitet wird. Hinzu kommt, dass seit dem 01. Juli 2022 keine EEG-Umlage mehr fällig ist. Außerdem gibt es einen Mieterstromzuschlag. Dieser beträgt für PV-Anlagen, die ab Februar 2024 in Betrieb genommen werden, je nach Anlagengröße zwischen 1,65 und 2,64 Cent pro kWh. Mit den neuen Konditionen lohnen sich PV-Anlagen auf Mietshäusern jetzt deutlich mehr.

Autarkiegrad und Eigenverbrauchsanteil: Kenngrößen für den Eigenverbrauch

Wie viel Strom einer Photovoltaik-Anlage Hausbesitzer selbst verbrauchen können, lässt sich mit zwei Kennwerten beziffern:

  • Der Autarkiegrad gibt an, wie hoch der Anteil des Solarstroms am eigenen Stromverbrauch ist. Je höher der Wert ist, desto weniger Strom müssen Hausbesitzer aus dem öffentlichen Netz zukaufen.
  • Der Eigenverbrauchsanteil gibt an, welchen Anteil der solaren Erträge Verbraucher im eigenen Haus nutzen. Ist der Wert hoch, speisen sie kaum elektrische Energie in das öffentliche Netz ein.

Für hohe Einsparungen sollten Autarkiegrad und Eigenstromrate also möglichst hoch sein.

Dimensionierung und Eigenverbrauch am Beispiel

Um zu verstehen, wie sich die Planung einer Photovoltaik-Anlage auf den Eigenverbrauch auswirken kann, haben wir verschiedene Szenarien simuliert. Alle Beispiele basieren dabei auf einem Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden im Jahr, der typisch für einen Vier-Personen-Haushalt im Einfamilenhaus ist. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse:

StromverbrauchPhotovoltaik-
leistung
Speicher-
kapazität
EigenstromrateAutarkiegrad
4.000 kWh2 kWh/kWp0 kWh46 %24 %
4.000 kWh4 kWh/kWp0 kWh30 %31 %
4.000 kWh6 kWh/kWp0 kWh22 %34 %

Quelle: https://pvspeicher.htw-berlin.de/unabhaengigkeitsrechner/

Die Beispiele zeigen, dass sich vor allem bei kleinen Anlagen prozentual viel Strom selbst nutzen lässt. Dieser deckt allerdings nur einen kleinen Teil des Bedarfes im Haus.

Ab einem bestimmten Punkt wirkt sich die Leistung einer Photovoltaikanlage jedoch immer weniger auf den Autarkiegrad aus. Der Eigenverbrauchsanteil sinkt, da immer mehr Strom nur außerhalb der Nutzungszeit verfügbar ist: während der Solarstrom größtenteils um die Mittagszeit herum anfällt, geschieht der Verbrauch eher in den Morgen- und Abendstunden.

  • Günstig für die Dimensionierung ist ein Wert von mindestens 1 Kilowattpeak pro 1.000 Kilowattstunden Stromverbrauch.

Stromspeicher sorgen für einen höheren Eigenverbrauchsanteil

Ein Batteriespeicher nimmt Solarstrom auf, wenn dieser den Bedarf im Haus übersteigt. Er bevorratet die elektrische Energie und macht sie selbst dann noch verfügbar, wenn die Sonne längst nicht mehr scheint. Auf diese Weise lässt sich ein höherer Anteil des selbst erzeugten Stroms im eigenen Haus verbrauchen und Hausbesitzer müssen weniger Energie von öffentlichen Versorgern zukaufen. Die folgende Tabelle zeigt, wie sich ein Stromspeicher auf den Eigenverbrauchsanteil und den Autarkiegrad in einem 4-Personen-Haushalt auswirken kann.

StromverbrauchPhotovoltaik-
leistung
Speicher-
kapazität
EigenstromrateAutarkiegrad
4.000 kWh4 kWp0 kWh30 %31 %
4.000 kWh4 kWp4 kWh59 %56 %
4.000 kWh4 kWp6 kWh67 %63 %
4.000 kWh4 kWp8 kWh71 %66 %

Mit Speicher steigen Eigenverbrauchsanteil und Autarkiegrad deutlich an. Beträgt die Speicherkapazität 1 Kilowattstunde pro Kilowattpeak PV-Leistung, lassen sich in diesem Beispiel bereits 59 Prozent des selbst erzeugten Stroms selbst nutzen. Die Photovoltaik deckt damit mehr als die Hälfte des eigenen Strombedarfs. Steigt die Speicherkapazität bei gleicher Photovoltaikleistung, nehmen Eigenstromrate und Autarkiegrad ab einem bestimmten Punkt nur langsam zu. Höhere Anschaffungskosten könnten dann allerdings zulasten der Rentabilität gehen.

Gespeicherter Photovoltaik-Strom ist vielfältig einsetzbar

Grundsätzlich kann ein Stromspeicher viele Verbraucher im Haushalt mit Energie versorgen. So zum Beispiel Kühlschränke, Leuchten, Hi-Fi-Anlagen oder Wallboxen für Elektroautos. Selbst eine Elektroheizung kann dank Photovoltaik kostensparender und umweltfreundlicher heizen. Benötigen Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Trockner oder Elektroherde jedoch Strom mit hoher Leistung, muss dieser weiterhin aus dem öffentlichen Netz kommen. Grund dafür ist die Entladeleistung, die vor allem bei kleineren Stromspeichern (< 10 kWh) begrenzt ist.

Photovoltaikstrom für Wärmepumpen

Ein zunehmend wichtiger Verbraucher von Solarstrom ist die Wärmepumpe. Dieses überwiegend regenerative Heizungssystem nutzt in erster Linie Umweltenergie aus Luft, Erdreich oder Grundwasser, die es mithilfe physikalischer Prozesse als Heizwärme nutzbar macht. Die Investition wird mit einem hohen Fördersatz zwischen 30 und 70 Prozent subventioniert. Für den Betrieb benötigt eine Wärmepumpe jedoch Strom. Hier kommt die Kombination mit einer PV-Anlage ins Spiel: Denn die kann den Strombezug einer Wärmepumpe bereits zu einem großen Teil decken. Das reduziert die Stromkosten und ist eine klimafreundliche Lösung, da Solarstrom CO₂-neutral ist.

Gestehungskosten für Photovoltaik-Strom

Die Stromgestehungskosten einer Photovoltaikanlage beinhalten alle Ausgaben, die durch den Betrieb der Technik in einem bestimmten Zeitraum (üblich 20 Jahre bei Photovoltaikanlagen) anfallen. Neben den Anschaffungskosten für Photovoltaikanlagen und Montage sind das auch Versicherungs- und Wartungskosten. Sie lassen sich auf den gewonnenen Ertrag im gleichen Zeitraum beziehen und in Euro oder Cent pro Kilowattstunde angeben. Die Gestehungskosten eignen sich dabei besonders gut für den Vergleich von Photovoltaik- und Haushaltsstrom. Im Bereich kleiner Photovoltaikanlagen (Leistung < 10 kWp) liegen die Stromgestehungskosten Stand 2024 bei etwa 8 Cent pro Kilowattstunde. Der selbst erzeugte Strom ist damit aktuell rund 34 Cent günstiger als Strom aus dem Netz bei einem durchschnittlichen Haushaltsstrompreis von 42,22 Cent pro Kilowattstunde 2024.

Mögliche Rendite für PV mit Speicher (Überschusseinspeisung)

5 kWp Anlage mit Speicher5 kWp Anlage mit Speicher5 kWp Anlage ohne Speicher10 kWp Anlage mit Speicher10 kWp Anlage ohne Speicher
Anschaffungskosten pro kWp (€, netto)1.5301.5301.4301.430
Anschaffungskosten Anlage gesamt (€ netto)7.6007.60013.30013.300
Anschaffungskosten Speicher (8 kWh) netto gesamt9.06409.0640
Gesamtanschaffungskosten Anlage mit Speicher ohne Einbau (€ netto)16.6647.60022.36413.300
Einspeisevergütung p. a. 2023 (€)155291513660
Gesparte Stromkosten p. a. 2023 (€)1.1604831.315580
Eigenverbrauch in %60253415
Rendite nach 20 Jahren (€)6.4996.3149.1887.892

Tabelle: Quelle Solaranlagen-Portal

Mögliche Rendite für PV mit Speicher (Volleinspeisung)

5 kWp Anlage
Anschaffungskosten pro kWp (€, netto)1.5301.430
Anschaffungskosten Anlage gesamt (€ netto)7.60013.300
Einspeisevergütung p. a. 2023 (€)6161.232
Gesparte Stromkosten p. a. 2023 (€)00
Eigenverbrauch in %00
Rendite nach 20 Jahren (€)1.5905.863

Tabelle: Quelle Solaranlagen-Portal

Staatliche und regionale Förderung für Photovoltaik-Anlagen

Neben der Einspeisevergütung sind deutschlandweit zahlreiche Förderprogramme verfügbar. Diese unterstützen Hausbesitzer beim Kauf der Photovoltaikanlage und senken vor allem die Preise für Stromspeicher. Einen Überblick über verfügbare Zuschüsse für Photovoltaik und Solarstromspeicher finden Sie ausführlich in unserem Beitrag zur Förderung Photovoltaik.

Checkliste –Lohnt sich eine Solaranlage?

Die Effizienz Ihrer Solaranlage hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Ausrichtung des Dachs: Ideal ist eine südliche Ausrichtung, aber auch Südost oder Südwest sind akzeptabel. Eine Ost-West-Ausrichtung eignet sich besonders für einen höheren Eigenverbrauch, da sie die Morgen- und Abendsonne einfängt.
  2. Neigung des Dachs: Eine Neigung von 30 bis 35 Grad ist optimal für die Photovoltaik. Weitere Informationen zur optimalen Neigung finden Sie hier.
  3. Traglast: Ihr Dach muss stark genug sein, um das Gewicht der Solarmodule zu tragen. Dies ist besonders wichtig bei der Installation von Aufdachmodulen.
  4. Benötigte Dachfläche: Für jede ungefähr 10 Quadratmeter Solarmodule kann mit einer Leistung von etwa 1 kWp gerechnet werden, was ungefähr 1.000 kWh Strom pro Jahr entspricht. Die Rentabilität einer Photovoltaikanlage hängt jedoch immer von individuellen Faktoren ab.
  5. Standort: Der Ertrag der Solaranlage ist im Norden Deutschlands mit etwa 950 kWh pro Quadratmeter geringer als im Süden mit etwa 1.300 kWh pro Quadratmeter.

Lohnt sich Photovoltaik 2024? Fazit, Entwicklung und Ausblick

  • Photovoltaikanlagen OHNE Speicher lohnen sich noch immer und mit steigendem Strompreis umso mehr.
  • Photovoltaikanlagen MIT Speicher gewährleisten zwar im Schnitt eine mehr als doppelt so hohe Eigenverbrauchsquote, erhöhen aber auch die Gestehungskosten deutlich. Dennoch ist das Gesamtergebnis besser und die Amortisation ist früher erreicht als bei einem System ohne Speicher.

Bereits jetzt realisieren fast die Hälfte aller Hausbesitzer deshalb ihre Solaranlage mit Stromspeicher. Laut dem BSW Solar wurden 2022 rund 70 Prozent der neu installierten PV-Anlagen mit einem Batteriespeicher kombiniert. Im Jahr 2023 seien bis zu 153 Prozent mehr Heimspeicher installiert wirden als im Vorjahr.

Hierfür lohnt es sich, zusätzliche Förderprogramme in Anspruch zu nehmen. Abgesehen von der Renditebetrachtung ist eine PV-Anlage für die Senkung der CO₂-Emissionen immer ein Gewinn.

Entwicklung der Photovoltaik in Deutschland

Allein im Jahr 2023 wurden in Deutschland laut BSW Solar rund eine Million neue Photovoltaikanlagen installiert. Die Summe der Leistung aller Anlagen stieg damit auf rund 81,5 Gigawattpeak an. So konnten deutsche Solarstromanlagen im Jahr 2023 insgesamt 62,0 Terrawattstunden Strom erzeugen. Das entsprach einem Anteil von 12 Prozent an der deutschen Bruttoromversorgung. Ende Mai 2023 ging die 3-millionste PV-Anlage ans Netz.

Besonders interessant: Bis Ende 2022 entschieden sich bereits insgesamt mehr als 627.000 Anlagenbetreiber für einen Stromspeicher. Die statistischen Angaben der Bundesnetzagentur und des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) zeigen, dass ein hohes Interesse an der Solartechnik besteht. Durch den immer lukrativeren Eigenverbrauch wird dieses in Zukunft weiter steigen.

Ob sich eine Photovoltaik-Anlage auch für Sie lohnt, klärt ein erfahrener Experte bei einer individuellen Beratung vor Ort. Dieser nimmt alle relevanten Daten auf und kalkuliert einen passgenauen Angebotspreis. Ist auch das Dach sanierungsbedürftig? Dann können Sie die Kosten über einen zinsgünstigen KfW-Kredit zusammen mit der neuen Photovoltaik-Anlage finanzieren.

Photovoltaik: Lohnt sich das noch? (2)Ob sich eine Photovoltaikanlage für Ihr Gebäude lohnt, lässt sich ganz einfach kostenlos mit dem Sanierungsrechner ermitteln.

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Foto: Buderus

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