[UPDATED] Weil die Strompreise steigen, profitieren Betreiber von Solaranlagen besonders vom Eigenverbrauch ihres selbst erzeugten Solarstroms. Aber wie funktioniert der Eigenverbrauch? Und wie kann ich als Privathaushalt oder Gewerbebetrieb den Eigenverbrauch erhöhen, um mit der Solaranlage möglichst viel Ertrag zu erwirtschaften?
In diesem Beitrag möchte ich die wissenswertesten Punkte zum Thema Eigenverbrauch vorstellen.
Was ist Eigenverbrauch von Solarstrom und wie funktioniert das?
Übersicht: Zähler für den Eigenverbrauch von Solarstrom
Der von den Photovoltaik-Modulen erzeugte Gleichstrom wird vom Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt und in das Hausnetz eingespeist. Hier kann der Solarstrom von Elektrogeräten innerhalb des Hauses genutzt werden – das wird dann Eigenverbrauch genannt.
Steht mehr Strom zur Verfügung als verbraucht werden kann, fließt der Überschuss in das öffentliche Netz. Für die Einspeisung von Solarstrom bekommen Anlagenbetreiber nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine Vergütung ausbezahlt. Inzwischen wird diese Vergütung monatlich angepasst – je nachdem, wie hoch die installierte Leistung ist (siehe auch Kasten „Kleiner Exkurs zum Erneuerbare-Energien-Gesetz“). Derzeit liegt sie bei rund 11 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Die aktuelle Fördersätze gibt die Bundesnetzagentur bekannt.
Solarstrom Eigenverbrauch spart Stromkosten
Wer seine PV-Anlage zwischen dem 1.01.2009 und 31.03.2012 ans Netz gebracht hat, bekommt über das Erneuerbare-Energien-Gesetz zusätzlich Geld für den Eigenverbrauch von Solarstrom. Eine Übersicht, ob der Eigenverbrauch der Photovoltaikanlage gefördert wird, gibt die Clearingstelle EEG.
Reicht der eigene Solarstrom zur Deckung des Verbrauchs nicht aus, wird die fehlende Menge aus dem Netz bezogen. Dafür berechnet der Energieversorger dann aktuell rund 29 Cent für jede verbrauchte kWh.
Und genau das macht den Eigenverbrauch von Solarstrom so sinnvoll: Die Einspeisevergütung für Solarstrom ist nicht mehr besonders hoch, dafür steigen aber die Kosten für den Strombezug aus dem öffentlichen Netz. Die attraktivste Lösung heißt deshalb konsequenterweise: Solarstrom erzeugen und im eigenen Haushalt verbrauchen.
Damit der Eigenverbrauch mit dem Energieversorger abgerechnet werden kann, ist eine spezielle Anordnung der Stromzähler erforderlich (Abbildung rechts). Die Stromzähler erfassen einerseits die Energieerzeugung, andererseits aber auch den Netzbezug und die Netzeinspeisung. Der Eigenverbrauch kann einfach errechnet werden, indem man die eingespeiste Energie (Einspeisezähler) von dererzeugten Energie (PV-Zähler) abzieht.
Die Abrechnung des Eigenverbrauchs mit dem Verteilnetzbetreiber ist in der Regel unkompliziert. Oft erstellt er auf Basis der erwarteten Einspeise- und Eigenverbrauchswerte eine Gutschriftanzeige, auf der die Vergütung inklusive Eigenverbrauch bereits vollständig berechnet ist. Auf Basis der Gutschriftanzeige erfolgen dann die Abschlagszahlungen an den Anlagenbetreiber. Am Jahresende wird anhand der Zählerwerte kontrolliert und die Annahmen gegebenenfalls angepasst.
Eigenverbrauch oder Autarkie?
Hin und wieder wird von Eigenverbrauch gesprochen, aber Autarkie gemeint. Die Bedeutung der beiden Begriffe unterscheidet sich jedoch deutlich: Eigenverbrauch meint den Anteil des erzeugten Stroms, der selbst verbraucht wird. Bei der Autarkie geht es um die umgekehrte Betrachtungsweise: Wie viel des eigenen Verbrauchs kann selbst erzeugt werden?
Der Autarkiegrad ist für Stromkunden oft das näherliegende Kriterium, da er den vermiedenen Strombezug aus dem Netz meint und somit genau den Anteil darstellt, um den sich die Stromrechnung verringert. Die Betrachtung der erzielbaren Autarkie ist besonders dort wichtig, wo keine Anbindung an das öffentliche Stromnetz existiert.
100% Autarkie bedeutet, dass kein Strom mehr aus dem Netz bezogen werden muss, um den eigenen Verbrauch zu decken.
100% Eigenverbrauch bedeutet, dass kein selbst erzeugter Strom mehr eingespeist wird, weil der vollständig durch die Verbraucher im eigenen Haus genutzt werden kann. Das erreicht man beispielsweise mit einer klein dimensionierten PV-Anlage relativ schnell. Effizienter und wirtschaftlicher ist es aber, einen möglichst größer Teil des im Haushalt benötigten Stroms mit Solarstrom zu decken. Der Eigenverbrauch ist dann optimal auf die Stromerzeugung und den Bedarf abgestimmt.
Solarstrom speichern und Eigenverbrauch erhöhen
Im Winter, wenn eine Photovoltaik-Anlage typischerweise geringere Erträge bringt, kann ein hoher Eigenverbrauch erreicht werden, da ein großer Teil des (vergleichsweise wenigen) selbst erzeugten Stroms auch im Haushalt des Anlagenbetreibers verbraucht werden kann. Dem hohen Eigenverbrauchsanteil steht eine geringe Autarkie gegenüber, weil die Anlage nur einen geringen Anteil des benötigten Stroms erzeugt und somit viel zusätzlicher Strom aus dem Netz bezogen werden muss.
Im Sommer hingegen stellt die Photovoltaik-Anlage erheblich mehr Energie bereit, sodass der Solarstrom nur zu einem geringen Anteil selbst verbraucht werden kann – hier ist der Eigenverbrauchsanteil geringer, während die Autarkie steigt, denn die Solaranlage liefert dann einen erheblich größeren Anteil des im Haushalt benötigten Stroms.
Technologische Entwicklung hin zu Energieversorgung 4.0
Die Eigenverbrauchsregelung und der finanzielle Vorteil für den Anlagenbetreiber hat es Unternehmen ermöglicht, intelligente Lösungen zur Steuerung von Stromerzeugern und Verbrauchern zu entwickeln. Entstanden sind intelligente Energiemanager und Speichertechnologien, mit denen sich die PV-Energie noch besser nutzen lässt und die heute aktiv zur Unterstützung der Stromnetze beitragen. So steuert etwas der Sunny Home Manager 2.0 Verbraucher und Erzeuger im Haushalt des Stromkunden so, dass einerseits der Komfort möglichst wenig eingeschränkt, gleichzeitig aber auch der aktuelle Bedarf im Stromnetz berücksichtigt wird. Inzwischen gehen die technologische Entwicklung dank der Digitalisierung der Energiewende sogar soweit, dass aus Anlagenbetreibern Prosumer werden, die ihren überschüssigen Strom selbst vermarkten können. Die Möglichkeiten reichen vom Verkauf an den Nachbarn über Direktvermarktung bis hin zum Peer-to-Peer-Modellen. Da wird sich in naher Zukunft noch einiges tun.
Grafische Darstellung des Eigenverbrauchs an einem sonnigen Wintertag
Ich selbst freue mich aber auch heute schon jeden Tag darüber, wenn ich mit meinem selbst erzeugten Strom große Teile meines eigenen Bedarfs decken kann und dadurch weniger Strom aus fossilen Energiequellen erzeugt werden muss. Laut Umweltbundesamtliegt der Brennstoffnutzungsgrad zur Stromerzeugung aktuell bei 42 Prozent – damit also 1 kWh bei mir ankommt, muss wegen des schlechten Wirkungsgrads der Kraftwerke und der Übertragungsverluste ein Energieträger mit einem Heizwert von 2,3 kWh verbrannt werden. Das bedeutet für mich, dass ich durch Nutzung meines eigenen, sauberen Stroms die Umwelt deutlich weniger belaste.
Das alles, und nicht zuletzt auch die geringere Abhängigkeit von den steigenden Preisen der Stromversorger, hinterlässt bei mir ein gutes Bauchgefühl und den Eindruck, für die Zukunft auf dem richtigen Weg zu sein.
Solarstrom lohnt sich trotz einiger Mythen
Oft wird die Photovoltaik wegen einer angeblichen Belastung der Stromnetze kritisiert – zu unrecht, wie ich finde. Tatsache ist: Der Solarstrom wird in der Regel dort erzeugt, wo er auch verbraucht wird – nämlich dezentral bei den Verbrauchern, und entlastet schon allein dadurch das Netz. Je mehr Solarstrom Betreiber nicht nur an dem Ort, sondern auch zu der Zeit Erzeugung verbrauchen, desto besser ist das für das öffentliche Netz.Der Solarstrom ersetzt so den Netzstrom, der ansonsten extra herantransportiert worden wäre, gleichzeitig entfällt auch der „Abtransport“ der jeweiligen Solarstrommenge, wodurch das Netz aktiv entlastet wird.
Ein anderes Argument basiert auf der Vorstellung, dass alle Nutzer der Eigenverbrauchsoption ihre Geräte zur Mittagszeit einplanen. Wenn dann ein Wetterumschwung kommt, und in weiten Bereichen plötzlich nur wenig PV-Energie verfügbar ist, ist die folgende Verbrauchslast im Netz noch höher als sie das zur Mittagszeit sowieso schon wäre. Damit diese Situation eintritt, müsste allerdings eine sehr große Menge von Haushalten die Eigenverbrauchsregelung nutzen und ihre Geräte mit Funkuhr-Genauigkeit exakt zum gleichen Zeitpunkt aktivieren. Davon abgesehen unterscheidet sich der Verbrauchsverlauf von Gerät zu Gerät. Die Großverbraucher, um die es beim Eigenverbrauch hauptsächlich geht, besitzen zudem verschiedene Programme, die wiederum sehr unterschiedliche Verbrauchsverläufe verursachen.
Eine einfache Verschiebung von Verbrauchslasten in die Mittagszeit ist aber ohnehin nicht besonders sinnvoll, denn in vielen Haushalten laufen zur Mittagszeit bereits energieintensive Geräte wie Elektroherd oder Backofen, sodass für verzögert gestartete Geräte eventuell zu wenig Solarstrom zur Verfügung steht. So wird der eigene Solarstrom nicht genutzt und stattdessen teurer Netzstrom bezogen. Je nach Verbrauchsverhalten des konkreten Haushaltes kann jeder Nutzer der Eigenverbrauchsregelung vorteilhafter handeln, wenn er die Verbraucher vor und nach der Mittagszeit einplant.
Genau hier verschaffen die intelligenten Energiemanager wie der Sunny Home Manager 2.0 Abhilfe. Denn ein Einbruch der PV-Erzeugung durch einen Wetterumschwung ist ihm Dank internetbasierter Wetterprognose lange Zeit vorher bekannt, so dass er die Geräteplanung automatisch darauf abstimmen kann.
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Eigenverbrauch und Autarkie erhöhen in 6 einfachen Schritten
Mehr Eigenverbrauch bringt finanzielle Vorteile und ein gutes Gefühl im Bauch – zumindest bei mir.
Wie also lässt sich noch mehr Solarstrom im eigenen Haushalt verbrauchen?
1. Einfache Hilfsmittel nutzen
Zunächst ist die einfachste und kostengünstigste Variante, den Eigenverbrauch mit vorhandenen Mitteln zu erhöhen. Oft haben Elektrogeräte mit hohem Verbrauch wie Waschmaschinen, Spülmaschinen und Wäschetrockner eine Möglichkeit zur Zeitvorwahl. Die Zeitvorwahl ermöglicht einen verzögerten Start des Geräts. So können diese Großverbraucher z.B. in Zeiten mit großem Überschuss an PV-Energie verschoben werden, um diese zu nutzen. Dabei sollte aber beachtet werden, dass dies nicht unbedingt die Mittagszeit sein muss – in vielen Haushalten findet zur Mittagszeit bereits durch das Kochen ein hoher Verbrauch statt.
Eine andere Variante ist der Einsatz von kostengünstigen Zeitschaltuhren – auch hiermit lassen sich die Einschaltzeiten der Geräte leicht verschieben.
Leider erzielen die einfachen Lösungen nur selten optimale Ergebnisse:
- Das Wetter kann sich während der Wartezeit auf den Gerätestart ändern
- Jemand im Haus könnte zur geplanten Startzeit Strom verbrauchen – z.B. zum Kochen, Backen, Staubsaugen, Bügeln, …
- Der Stromverbrauch der Geräte könnte falsch eingeschätzt werden
Durch diese und viele weitere Effekte kann vielfach der Strom für die eingestellten Geräte nicht durch Eigenverbrauch genutzt werden.
2. Ein Energiemanagement-System nutzen
Viel einfacher und komfortabler funktioniert das zeitliche Verschieben der Gerätenutzung mit einem Energiemanagement-System wie dem Sunny Home Manager 2.0. Er steuert und plant die eingebundenen Erzeuger und Verbraucher intelligent und berücksichtigt dabei auch die zukünftige Wetterentwicklung sowie viele weitere Größen. Das Energiemanagement-System ist auch in der Lage, mehrere Geräte unter Berücksichtigung ihres individuellen Stromverbrauchs optimal einzuplanen.
In den meisten Fällen ist keine Neuanschaffung von Haushaltsgeräten nötig. Ein großer Teil der vorhandenen Haushaltsgeräte kann mit Hilfe von speziell hierfür entwickelten Zwischensteckern angesteuert werden. Diese Zwischenstecker kommunizieren mit dem Energiemanagement-System und Steuern die Verbraucher nicht nur, sondern zeichnen auch deren Verbrauch auf, sodass diese Geräte mit ihrem tatsächlichen Verbrauchsprofil eingeplant werden können. Auf diese Weise können auch ältere und günstige Haushaltsgeräte so gestartet werden, dass der selbst erzeugte Solarstrom bestmöglich im eigenen Haus verbraucht wird.
Aber auch Haushaltsgeräte der neuesten Generation lassen sich mit einem Energiemanagement-System einplanen, um den eigenen Strom zu nutzen. Diese kommunizieren dann teilweise über den einheitlichen Kommunikationsstandard EEBUS vollkommen automatisch miteinander.
3. Stromspeicher: Solarstrom in Batterie speichern
Der Eigenverbrauch lässt sich noch weiter optimieren, wenn Batteriespeicher eingesetzt werden. Diese nehmen überschüssige PV-Energie auf, die sonst in das Stromnetz eingespeist würde. Später, wenn die selbst erzeugte Energie nicht mehr zur Deckung des Verbrauchs ausreicht – etwa am Abend oder in der Nacht – kann die gespeicherte PV-Energie im Haus genutzt werden. Damit verschenkt man keinen kostbaren Solarstrom mehr und vermeidet zusätzlichen teuren Netzbezug.
Speichersysteme bieten darüber hinaus den Vorteil, dass sie Netzausfälle überbrücken können. Sie werden auch dort eingesetzt, wo ein Stromnetz nicht verfügbar oder sehr instabil ist, und über den Eigenverbrauch hinaus die zusätzlichen Funktionen von Batteriespeichern interessant sind. In Deutschland wird inzwischen schon jede zweite Neuanlage mit Batterie installiert. Nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft sind die Kosten für die Batteriespeicher seit 2013 um mehr als 50 Prozent gesunken.
Für Batterie-Speicher fördert der Staat über das „Marktanreizprogramm Speicher“noch bis Jahresende 2018 mit aktuell zehn Prozent Tilgungszuschuss.
4. Eine Wärmepumpe nutzen
Eine Wärmepumpe kann den Eigenverbrauch einer Photovoltaikanlage zusätzlich steigern. Denn die thermischen Verbraucher Heizung und Warmwasser betragen je nach Standort, Jahreszeit und Bedarf mit bis zu 70 Prozent der Energiekosten. Um energie- und kosteneffizient zu heizen erwärmt man das Wasser über eine Wärmepumpe mit Pufferspeicher oder Heizstab mit selbst erzeugtem Strom aus der Solaranlage. Energiemanager wie der Sunny Home Manager 2.0 steuert die Anlage automatisch so, dass die Wärmepumpe möglichst dann Energie aufnimmt, wenn die Sonne scheint. Der Pufferspeicher hält die Wärme dann für die Abend- und Nachtstunden vor, so dass abends weniger Netzstrom zur Brauchwassererwärmung bezogen werden muss. Das erhöht den Eigenverbrauch der selbst erzeugten Solarenergie, spart Heizkosten und schont die Umwelt.
5. Für das E-Auto: Solarstrom tanken
Mit einer entsprechenden Ladesäule lässt sich auch ein Elektrofahrzeug mit dem eigenen Solarstrom laden. Im Rahmen der EEBus-Initiative arbeitet SMA mit Fahrzeug- und Ladesäulenherstellern zusammen. Die herstellerunabhängige und offene Schnittstelle sorgt für eine optimale Zusammenarbeit von Energiemanager, Ladesäulen und Elektrofahrzeugen. Dabei geht es immer darum, das Elektroauto möglichst ausschließlich mit eigenem Solarstrom zu laden. Das intelligente Energiemanagement mit dem Sunny Home Manager 2.0 berücksichtigt beim Laden immer den Energiebedarf des Haushalts. Günstiger und klimaschonender geht´s nicht.
6. Photovoltaik Steuer? Steuerliche Vorteile nutzen
Wer eine Photovoltaikanlage auf dem Dach betreibt und den Strom gegen Vergütung ins Netz eines Stromanbieters einspeist, erzielt mit der Solaranlage Gewinne. Als gewerblich tätiger Unternehmer unterliegt man dann sämtlichen steuerlichen Rechten und Pflichten und muss die Gewinne in der jährlichen Einkommenssteuererklärung angeben. Es gilt dann einige weitere Fragen zu klären – ob sie Umsatzsteuer zahlen wollen, oder diese als Kleinunternehmer lieber weglassen wollen.
Grundsätzlich sind diese Steuern möglich:
- Umsatzsteuer/Mehrwertsteuer
- Einkommenssteuer
- Gewerbesteuer.
Es ist empfehlenswert, sich vorab gut zu informieren, welches die beste Lösung für die eigene Solaranlage ist.
Möchte ich etwa mit der Solaranlage eine maximale Rendite erzielen, oder möglichst autonom mit meinem eigenen Strom versorgen? Will ich vielleicht sogar eine Steueroptimierung erreichen, oder lieber möglichst wenig mit dem Finanzamt zu tun haben?
Vorteil Eigenverbrauch
Betreiber kleinerer Anlagen mit eher niedrigen Investitionskosten und hohem Eigenverbrauch können ihre Solaranlage auch als Liebhaberei anmelden und so dem Finanzamt aus dem Weg gehen.
Auch von der EEG-Umlage sind kleine Anlagen befreit, wenn sie Eigenverbrauch betreiben. Die EEG-Umlage finanziert die Energiewende. Als Teil des Strompreises tragen sie alle Stromkonsumenten mit. PV-Anlagen-Betreiber sind jedoch Stromerzeuger und -verbraucher zugleich. Das EEG befreit daher Solaranlagen bis 10 kWp von der EEG-Umlage, wenn sie Eigenverbrauch betreiben. Anlagen mit mehr als 10 kWp Leistung zahlen für selbst verbrauchten Strom 40 Prozent der EEG-Umlage.
Eine Vision zur Vermeidung des Netzausbaus
Was wäre, wenn man die Stromnetze deutlich entlasten könnte? Was wäre, wenn es für jeden Bürger und jedes Unternehmen (auch ohne dass diese selbst Energie erzeugen) nützlich wäre, Strom zu insgesamt vorteilhaften Zeiten zu verbrauchen? Dann würde jeder Stromkunde seinen Teil dazu beitragen, die Notwendigkeit des Netzausbaus und damit die Stromtarife von morgen zu reduzieren. Dies könnte sogar ohne zusätzliche Förderung einfach über neuartige Stromtarife geschehen, deren Kosten vom aktuellen Energieangebot und der momentanen Netzbelastung abhängen. Der Stromversorger könnte auf Basis seiner Prognose für die Netzbelastung für jeden Stromkunden individuell eine Preisverteilung für einen kompletten Tag vorgeben, sodass der Stromkunde ganz gezielt selbst aktiv werden oder sein Energiemanagement-System diese Aufgabe für ihn übernehmen kann.
Ein Tarif für Regionen mit viel PV-Strom könnte z.B. bei einer nahenden Schlechtwetterfront so aussehen:
- Während des noch guten Wetters ist der Strompreis gering, weil viel Energie aus der Photovoltaik verfügbar ist und die Netze nur wenig belastet werden
- Während des Umschwungs zum schlechten Wetter ist der Strompreis sehr teuer, um die Verbrauchsspitze im Netz zu senken, da die PV-Anlagen weniger erzeugen werden.
- Während des weiterhin schlechten Wetters pendelt der Strompreis sich langsam auf mittlerem Niveau ein, weil zwar nur wenig Strom aus Photovoltaik zur Verfügung steht, aber die Gefahr eines Energiemangels im Netz gebannt ist.
Ähnlich wärenin Regionen mit großem Windkraftanteil günstigere Stromtarife bei guten Windverhältnissen und teurere Tarife bei Flaute möglich.
Natürlich würde in vielen Regionen eine Mischung aus vielen Energiequellen zu finden sein, die allesamt Einfluss auf den Preis nehmen.
Aber was hat dann der Stromkunde davon, der die Mühe auf sich nimmt, seine Haushaltsgeräte und Maschinen zu günstigen Zeiten anzusteuern? Vor allem einen günstigeren Strompreis – je besser sein Verbrauch dem Energieangebot und dem Netzbedarf folgt, desto günstiger bekommt er seinen Strom und kann so viel Geld sparen.
Darüber hinaus würden die Verteilnetzbetreiber in vielen Fällen den Netzausbau reduzieren oder vielleicht sogar ganz vermeiden können, und eine Versorgung aus 100% erneuerbaren Energien würde ein ganzes Stück näher rücken.
Mir ist bewusst, dass noch einige Grundlagen für eine tatsächliche Umsetzung fehlen (wie z.B. entsprechende Stromtarife, Möglichkeiten zur Abrechnung, Möglichkeiten zur einfachen Darstellung komplexer Tarife usw.). Zumindest aber in Sachen börsennotierte Stromtarife im Stundentakt tut sich inzwischen auch etwas in Deutschland. Das stimmt mich optimistisch, denn ich finde den Gedanken nach wie vor sehr reizvoll. Ich freue mich auf eure Meinung dazu!
Wie geht’s weiter?
Wie ihr sicher schon bemerkt habt, bin ich absolut begeistert von der Idee, den eigenen Verbrauch selbst zu decken, dabei die Umwelt zu schonen und nebenher noch etwas Gutes für die Stabilität unseres Stromnetzes zu tun.
Kleiner Ex-Kurs Erneuerbare-Energien-Gesetz
Im April 2000 legte die Bundesregierung per Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine attraktive Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien fest. Anlagenbetreiber erhielten für 20 Jahre lang eine feste Vergütung für eingespeisten Strom aus regenerativer Erzeugung. Damit förderte der Staat den Ausbau der erneuerbaren Energien und trug maßgeblich zu deren Erfolgsgeschichte bei.
Solaranlage waren damals meist reine Einspeiseanlagen und darauf ausgelegt, den höchsten Ertrag zu erzielen. Als jedoch in den Boom-Jahren immer mehr Solaranlagen ans Netz gingen, explodierten einerseits die Kosten und andererseits mussten Solaranlagen in sonnenintensiven Zeiten abgeregelt, also vom Netz genommen werden. Wertvoller Solar- und Windstrom wurde weggeschmissen. Denn die öffentlichen Netze waren mit dem vielen Strom aus Sonne und Wind zur gleichen Zeit schlichtweg überfordert.
Harte Novellierung und stetige Anpassung
Um die Netze zu entlasten und gleichzeitig den teuren Netzausbau zu verhindern, förderte die Bundesregierung mit der Eigenverbrauchsregelung den Verbrauch von selbst erzeugter Energie. Gleichzeitig wurde die Einspeisevergütung 2012 massiv gekappt – mit drastischen Folgen für die Branche. Derzeit wird die Vergütung je nach Zubaurate monatlich angepasst. Die aktuelle Fördersätze gibt die Bundesnetzagentur bekannt.
Strom aus regenerativer Erzeugung ist heute weitaus günstiger als Strom aus konventionellen Kraftwerken. Daher wird auch der Eigenverbrauch von Solarstrom nicht mehr gesondert gefördert. Die Unterstützung hat aber dazu geführt, dass im Rahmen der Energiewende viele innovative Technologien entwickelt werden konnten und können.
Energieversorgung 4.0
Solaranlagenbetreiber setzen inzwischen mit intelligentem Energiemanagement und Speichern auf einen hohen Eigenverbrauch und die kostengünstige und dezentrale Stromerzeugung. Und damit auf mehr Unabhängigkeit von konventionellen Energie. Heute nehmen Speichersysteme in Eigenheimen wie auch in großen Kraftwerken überschüssigen Solarstrom auf und speichern ihn als Reserve für sonnenschwächere Zeiten zwischen. Das entlastet die öffentlichen Netze. Und privaten wie gewerblichen Anlagenbetreibern entstehen viele neue Möglichkeiten für die Vermarktung ihres selbst erzeugten Solarstroms. Mittlerweile ist in Deutschland eine Gesamtleistung von 43 Gigawatt Solarleistung installiert.
Wenn ihr zu diesem Beitrag noch Fragen habt, oder wenn ihr noch Aspekte zum Thema Eigenverbrauch vermisst, nutzt gerne die Kommentarfunktion. Ich freue mich sehr auf euer Feedback!
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